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Vorwort #1

DES AUTORS, SEINES HERAUSGEBERS UND DEREN MASKEN

Von Helmut Ploebst

Das ist ein Experiment für unsere Übergangszeit: Unter dem Titel Versuchsräume in Schichten (ViS) entwickelt deren Autor eine Publikationsplattform für seine Arbeiten, die auf journalistischen, analytischen, künstlerischen und explorativen Ebenen angelegt sind. ViS ist zwar nicht als „Blog“ – dieser Begriff verströmt das Aroma einer Hipness von gestern – oder „Logbuch“ konzipiert, sondern als Produktionsstätte (Versuchsräume) und werkgeschichtliches Archiv (Schichten), doch auch hier agiert der Autor als sein eigener Herausgeber.

 

Unbedingt will er mit diesen Versuchsräumen verstehen lernen, was seine öffentliche Kommunikation künftig sein soll, gegenwärtig erzeugt und im Rückblick ergibt. Dafür muß er das Instrument des hier eingerichteten Mediums möglichst unabhängig einsetzen. Als „freier“ Publizist arbeitet er zwar immer schon auf eigenes Risiko und veröffentlicht mit Blick auf seine soziale, natürliche und kulturelle Umwelt. Aber ein monografisches Medium wie dieses steigert den Grad der Verantwortung noch, und es multipliziert die Möglichkeiten der Navigation in eine Zukunft, die aus heutiger Perspektive – Ende 2025 – so richtig angespannt, also „spannend“, zu werden verspricht. Denn vieles muß ganz künftig anders gedacht werden als bisher.

 

Insgesamt drängt der Herausgeber dieses Projekts seinen Autor dazu, eine Navigation der Kritik, Kreativität und Ermittlung zu entwickeln, die zum Großteil auch durch andere Medien geführt werden konnten und können. Doch die Nutzung etlicher für die hier praktizierte Nautik nötigen Freiheiten sollten weder Verlegern noch Lektoren oder Redakteuren etwaiges Kopfzerbrechen bereiten, das sie dann dem Autor weitergeben müßten.

 

In seiner Laufbahn bis zum Bau dieser Plattform hat der Autor unterschiedliche künstlerische, theoriebezogene sowie seit 1986 auch journalistische Interessen verfolgt und vor allem letztere öffentlich verarbeitet. Der Reiz dabei ist die Regel, daß Journalismus, Kunst und – im wissenschaftlichen Sinn – Theorie allen Vermischungen zum Trotz eigenen, klar voneinander abgegrenzten Logiken folgen müssen. Zusätzlich allerdings mischen sich hier von unterschiedlichen Disziplinen inspirierte Hybridformate ein.

 

Mit dem nötigen Ernst betonen der Autor, sein Herausgeber und ihr Ich samt deren Stellvertretern, Masken oder Darstellern in Personalunion, daß sie dieses Netzmedium aus purem Vergnügen produzieren und dabei die dramatische Behauptung vom „Tod des Autors“ aus den 1960ern nach wie vor für äußerst unterhaltsam ansehen. Als Repräsentant übernimmt der Urheber namentlich die Verantwortung für alle hier veröffentlichten Inhalte (nicht aber für die Inhalte verlinkter oder zitierter Medien) – auch wenn ViS an ein Spiegelkabinett erinnert, in dem sich die Union aufzulösen und eine Anzahl unterschiedlicher Figuren am Werk zu sein scheint.

 

Struktur

 

Als mediale Architektur sind die Versuchsräume in Schichten auf fünf Bereiche verteilt. Über den Namen helmut ploebst im Zentrum der Startseite ist nicht nur dieses Vorwort zu erreichen, hier werden sich auch autobiografische Erzählungen ansammeln und ebenso alle das ViS-Netzkonstrukt selbst betreffenden Elemente, darunter eine Publikationschronologie und das Impressum. Für die vier weiteren Bereiche gilt:

 

• Unter Essays werden wissenschaftlich orientierte Texte und Versuche gesammelt, einige Vorträge, die der Autor eingeladen war zu halten, und außerdem Materialien aus seinen Vorlesungen an Universitäten.

• In Literatur testet die Sprache, welche Fiktionen der Urheber oder seine Doubles aus ihr zu ziehen vermögen.

• Vor allem künstlerische Forschung und Experimente werden in den teilöffentlichen Laboren umgesetzt.

• Das Labyrinth Medien dient der Erkundung und Weiterentwicklung eines journalistischen Werks, das hauptsächlich, aber nicht ausschließlich unter dem Namen Helmut Ploebst veröffentlicht wurde und wird. In einem selektiven und aktiven Archiv, das in Etappen entsteht, finden sich über vier Jahrzehnte hindurch publizierte Artikel: teils in den originalen Manuskriptfassungen, teils als Scans der Papierarchivalien.

 

Alle archivarischen Aktivitäten in ViS dienen der Zusammenführung verstreuter Texte an einem Ort, ausnahmslos unter Nennung der jeweiligen Erstveröffentlichungsquellen. Zusätzlich stellt die Versammlung von originalen (meist nochmals korrigierten, aber inhaltlich unveränderten) Manuskripten in diesem Netzareal deren eigenständige Identität sicher – überwiegend mit den vom Autor vorgeschlagenen Titeln, ohne Berücksichtigung von Bearbeitungen der unterschiedlichen Redaktionen.

 

In der Aufbauzeit der Versuchsräume in Schichten ab dem 30. November 2025 werden anfangs nur wenige Beiträge zu lesen sein. Nach Ablauf der ersten Einrichtungsperiode bis zum selben Datum im Jahr 2028 allerdings könnte dieses Medium bereits mehr als tausend enthalten. Journalistische Archivtexte sind jeweils in der ursprünglich genutzten Rechtschreibung implementiert. Die hier darüber hinaus gültigen Schreibweisen allerdings folgen anderen Regeln, vorsätzlich in Abweichung von der gängigen Norm. Für die literarischen Texte und alle weiteren künstlerischen Beiträge auf dieser Netzseite gelten ohnehin eigene Sprachlogiken.

 

Der Autor freut sich über alle Leserinnen und Leser. Namentlich gezeichnete und identifizierbare Reaktionen nimmt der Herausgeber gerne über die Mailadresse korrespondenz@ploebst.at entgegen. Zuschriften unklarer Provenienz werden ungelesen gelöscht. Noch eine Anmerkung: Das Design dieser Netzseite ist mit Absicht als Anspielung das Redesign (2017) von corpusweb.net gehalten, als Reverenz an ein für den Autor im Jahr 2021 beendetes Kollektiv-Projekt, das 2023 eingestellt wurde.

 

(30.11.2025)